Zwecke und Motivation

WAR!

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Was ist Krieg – eine künstlerische Annäherung an das Unfassbare


„Wir können auf keinen Fall eine Übersichtsposition für uns beanspruchen:
So als könnte jeder ein Richter, jeder König in dieser Sache sein.“ 

Alexander Kluge, aus dem Artikel
„Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt“. Die Zeit, 5.3.2022.

So notwendig die aktuelle Parteinahme auf einer politischen und moralischen Ebene sein mag, so  irritierend sind die Vereinfachungen, die uns über verschiedene Medienkanäle erreichen.
Auf der Suche nach einer adäquaten Orientierung, einem verstehenden Einordnen davon, was in der Ukraine und in Westeuropa gerade geschieht und wohin es führen wird, helfen uns Polarisierungen – die Ukraine als „armes und gutes“ Opfer und Russland als „aggressiver und böser“ Täter – nicht weiter. Stattdessen stärken sie nur neue und alte Dogmen, Klischees und Stereotypen. Es ist uns ein Anliegen, mit diesem Projekt den individuellen Stimmen in ihrer Unterschiedlichkeit und Komplexität Raum zu geben. 

Die meisten Menschen, die im besetzten Donbass leben, haben stark gemischte Wurzeln, Muttersprachen und Familien. Der Krieg wurde von vielen von ihnen vorausgesehen, er wird schon seit 2014 (Annexion der Krim) geführt, also seit 8 Jahren. Die grosse Invasion Russlands zwingt nun aber Menschen in riesengrosser Zahl zur Flucht. Einige haben die Chance, in die EU und in die Schweiz zu gelangen, um einen offiziellen Schutzstatus und somit viele lokale Privilegien – vor allem im Vergleich zu den anderen Vertriebenen – zu erwerben. 

Diejenigen, die einen ukrainischen Pass haben, haben „Glück“: Sie können es bis in die reiche Schweiz schaffen und haben die Chance, ein neues Leben zu beginnen, auch wenn sie ihre Familien, Freund:innen und Häuser verloren haben. Diejenigen aber, die einen russischen Pass haben, nun ja, die haben „Pech“, denn sie haben diese Chance mehrheitlich nicht: Ihnen blüht, unter der Herrschaft der russischen Propaganda und der Rückkehr der sowjetischen Verhältnisse Kartoffeln und Gemüse anzupflanzen. 

Indem das Projekt verschiedene Individuen auf authentische Weise zum Wort kommen lässt, zeichnet es ein undogmatisches, differenziertes und detailreiches Bild, das uns im Rückblick hoffentlich helfen kann, das Unfassbare eines solchen Krieges besser zu verstehen.